Exakt vor 10 Jahren absolvierte ich als 30-jähriger, der nur wenige Monate davor zu Schwimmen begann, meinen ersten Triathlon. Gelaufen bin ich schon einige Jahre davor, geradelt aber auch nur ganz wenig. Es war ein kurzer Sprinttriathlon, welchen ich am vorletzten Platz beendete. Doch gepackt vom Ehrgeiz und Motivation trainierte ich weiter und hatte mich nur zwei Jahre später beim Ironman Klagenfurt angemeldet. Meine Form stieg schnell an doch es blieb eine große Unbekannte, diese für Otto-Normalverbraucher fast außerirdischen Distanzen von 3,8 Km Schwimmen, 180 Km Radfahren und 42 Km Laufen hintereinander so schnell als möglich zu absolvieren. Dieses Rennen lief überraschend gut und konnte diesen Ironman 2007 in einer Zeit von 9:39 Std finishen. Es war auch der bislang emotionalste Zieleinlauf. Mittlerweile absolvierte ich fünf Ironmans in Kärnten und konnte 2011 auch eine Zeit von 9:06 Std erreichen – doch für die Hawaii-Quali fehlten mir immer ein paar Minuten. Irgendwie schaffte ich es nicht, meine Form über die Jahre weiter aufzubauen; vor allem weil ich mit zu viel Motivation und zu wenig Wissen mein Training gestaltete. Es gab immer wieder Up’s and Down’s und keinen konstanten Formanstieg.
Als ich vor vier Jahren mein jetzige Frau und zugleich Sportwissenschaftlerin kennenlernte, nahm meine Trainingsphilosophie eine Wende. Sie versuchte anfangs zwar vergeblich, mich von einem gezielten und kontrollierten Training zu überzeugen, doch schließlich schaffte sie es nach zwei Jahren doch. Seit dem Frühjahr vergangenen Jahres setzte ich ihre Tipps im Training um und absolvierte auch Leistungstests, um meine Herz- und Tempobereiche exakt bestimmen zu lassen – ich trainierte davor zumeist in zu hohem Tempo.
Speziell bereitete ich mich nun seit November 2014 gezielt auf den Ironman Klagenfurt vor. Das Training gestalte ich zwar auch immer noch nach Lust und Laune, doch ich hatte ständig einen Masterplan im Kopf und versuchte auch wöchentlich meine Vorgaben zu erfüllen. Weitere Leistungstests bestätigten meinen eingeschlagenen Weg und ich erreichte ziemlich schnell ausgezeichnete Ausdauerwerte. Ich war auf diversen Trainingslagern (Mallorca, Toskana, Bibione, Radkersburg, Villach, Klagenfurt) und merkte ständig Formzuwachs. Ich war nie krank und hatte keine Verletzungen.
Mein erstes großes Highlight war der Ironman70.3 in Sankt Pölten. Grundsätzlich mochte ich das Rennen nicht und wollte endlich damit Frieden schließen, wie man so schön sagt. Ich beendete den Bewerb in einer Zeit von 4:27 Std an 74. Stelle Gesamt und wurde 7. in der Altersklasse. Ich qualifizierte mich damit für die WM Ironman70.3 in Zell am See. Es war ein gutes Rennen und ich stufte diese Platzierung sehr hoch ein, denn bei dieser Distanz sind auch so manche gute Kurzdistanzathleten anzutreffen, welche aber dann beim Ironman wegfallen. Ich regenerierte schnell und bereits eine Woche später stieg ich wieder voll ins Training ein. Auf meinen Weg zum Ironman nahm ich auch noch an anderen Rennen teil. Ich wurde in Parndorf österr. Vizemeister meiner Altersklasse im Duathlon und zudem Salzburger Landesmeister; und in Kirchbichl ebenfalls Vizemeister im olympischen Triathlon. Es schien also ein vielversprechendes Jahr zu werden.
Ironman Klagenfurt – das Rennen
Am 28.6.2015, um 04:00 Uhr wachte ich ohne Wecker von selber auf und merkte, dass ich ausgezeichnete geschlafen hatte und mich wirklich gut fühlte. Zum ersten Mal machte sich etwas Nervosität breit und zum Frühstück aß ich nur zwei Marmeladesemmeln mit Kakao. Die letzten drei Wochen lebte ich zudem Kaffee- und Süßigkeiten-abstinent. Um 05:20 Uhr war ich bereits in der Wechselzone und bereitete alles für die kommenden Stunden vor. Mein Ziel war es, um die neun Stunden zu finishen und die Top10 meiner Altersklasse zu erreichen – und natürlich die Quali für Hawaii zu schaffen. Doch bei einer gemeldeten Starterzahl von knapp 600 in meiner AK war das kein leichtes Unterfangen – insgesamt waren 2.900 Starter gemeldet.
Ich verabschiedete mich von meiner Frau im Strandbad Klagenfurt, hatte noch Smalltalk mit meinen Vereinsfreunden des TrumerTriTeams, und um 06:50 Uhr fiel der Startschuss für die 3,8 km lange Schwimmstrecke im Wörthersee. Es gab heuer mehrere „Startwellen“, um ein möglichst faires Rennen, vor allem beim Radfahren zu gewährleisten. Nach 1:01 Std kam ich wieder an Land und verfehlte meine gewünschte Schwimmzeit von 1:00 Std nur knapp. Nun folgten 180 Km Radfahren, zu je zwei 90 km Runden im Gebiet südlich des Wörthersees. Die Strecke kannte ich bereits wie meine eigene Hosentasche und der Wind war auch perfekt an diesem Tag. Ich hatte nur Angst vor einer Gruppenbildung und etwaigen übermotivierten Kampfrichtern, welche eine Zeitstrafe verteilen könnten. Doch diese Sorge erwies sich ziemlich schnell als unbegründet. In der ersten Runde waren noch ein paar Athleten um mich, auch mein Vereinskollege Günther Winkler, was mich sehr freute - doch ab KM 100 war ich komplett alleine unterwegs. Es war zwar einerseits gut, da ich nicht zu verhängnisvollen Tempoverschärfungen motiviert wurde. Andererseits wusste ich aber nicht ob ich schnell genug fahre, um noch mehr Vorsprung zu gewinnen. Schließlich fuhr ich annähernd gleichmäßig beide Runden in einer Gesamtzeit von 4:54 Std (36,7 Km/h Durchschnittsgeschwindigkeit).
Abschließend folgte noch der Marathonlauf. Ich wusste, dass hier nicht mehr viel schiefgehen konnte, da mir das Laufen an sich am besten liegt. Aber bereits vom ersten Meter an spürte ich meine linke Wade, welche bereits sehr verhärtet war. Ich ließ mich aber nicht beirren und lief in der Hoffnung weiter, dass es nicht schlimmer wird. Ich erfuhr kurz darauf, dass ich an dritter Stelle meiner Altersklasse liege – ich freute mich innerlich total und hatte nur noch Hawaii im Kopf. Anfangs musste ich mich bremsen und hielt einen Kilometerschnitt über 4:30 min. Im Bereich des Europaparkes stand immer „mein Fanclub“ des TrumerTriTeams unübersehbar in Gelb, und vor allem unüberhörbar. Ich freute mich immer sehr dort vorbeizukommen. Es motiviert ungemein, wenn einen bekannte Gesichter anfeuern. Den ersten Halbmarathon konnte ich noch in 1:32 Std laufen, ab KM 24 lief es nicht mehr ganz so locker, doch ich erlebte keinen Einbruch. Es holten mich nur ganz wenige Athleten ein. Ich wusste, dass sich eine Zeit um die neun Stunden nicht mehr ausgehen wird, daher war ich etwas skeptisch was meine Leistung betrifft. Die letzten drei Kilometer holte ich noch einmal alles aus mir raus, rannte sozusagen um mein Leben bis zur Ziellinie, und hatte mit einer Marathonzeit von 3:11 Std eine Gesamtzeit von 9:13 Std auf der Anzeigetafel. Ich wusste in diesem Moment aber nicht, ob ich mich freuen kann und welchen Stellenwert dieses Ergebnis hatte.
Erst etwas später realisierte ich, was ich eigentlich geleistet hatte. Ich wurde 31. Gesamt von ca 2.300 Finishern, Vierter in meiner Altersklasse (von 435) und qualifizierte mich für die Weltmeisterschaft auf Hawaii. Ich war überglücklich, wenngleich ich am Tag darauf dem Podest auch etwas nachgetrauert habe. Somit habe ich wenigstens noch ein Ziel vor Augen. Abschließend danke ich allen, welche in irgendeiner Form an meinem Erfolg beteiligte waren und freue mich auf die kommenden Rennen und vor allem auf die Hawaiireise.
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