Dienstag, 20. Oktober 2015

Unglaubliche Ultra-Triathlon-Saison 2015: Norbert Lüftenegger

Norbert beweist nicht nur beim Triathlon Ausdauer, er kann auch schreiben ;) - Viel Vergnügen beim Lesen seiner "Story"! Und herzlichen Glückwunsch dir, Norbert, zu deinen Leistungen, die du auch noch mit viel Humor und Freude vollbringst!


Wie so viele Obertrumer bin auch ich durch den Trumer Triathlon auf diesen Sport aufmerksam geworden. In den ersten Jahren blieb es allerdings beim Versuch im Triathlon eine sportliche Figur zu machen. Doch allmählich entwickelte sich ein gewisser Ehrgeiz doch einmal ohne die bekannten ungemütlichen Zustände ins traumhaft schöne Trumer Triathlon – Zielgelände einlaufen zu können.
Durch das hervorragende Umfeld des TrumerTriTeams mit ihren Trainern und Experten in allen Bereichen entwickelte ich mich langsam vom Couchpotato zum leidenschaftlichen Hobbysportler.

Es folgten zwei Jahre, anfangs weniger – dann mehr, gezieltes Training in den drei Disziplinen des Triathlon. Bis schließlich die Idee entstand EINMAL einen Ironman (natürlich in Klagenfurt) zu finishen. Bei der Anmeldung im Juni 2013 für den Ironman Austria 2014 war mir noch völlig schleierhaft wie ich die 3,8 km Schwimmen, 180 km Rad fahren und 42,2 km Laufen schaffen sollte. Aber man sollte bekanntlich mit der Herausforderung wachsen.

Der Trainingsplan vom Trumer Leistungsdiagnosik gab mir die notwendigen Inputs um meinen Körper richtig kennen zu lernen und die Wechselwirkungen von Training und Erholung/Regeneration richtig zu deuten.
Im Juni 2014 stieg ich voll motiviert in dem Wissen gut vorbereitet zu sein in den Wörthersee. Was folgte war ein unglaublich schönes Erlebnis mit den Freunden des TrumerTriTeam an und auf der Strecke.
Den Umständen entsprechend „entspannt“ stand ich dann im Ziel und stellte mir sofort die Frage was nun folgen sollte. Die Antwort war schnell gefunden…es gibt noch längere Distanzen.

Die tolle Form und das Wissen wie ich mich schonen muss um den Sport entsprechend länger durchhalten zu können, ließ mich für den Double-Ironman in Murska-Sobota (SLO) Ende August 2014 entscheiden.
Je näher der Ultra - Bewerb heran rückte umso mehr kamen die Zweifel und Unsicherheiten ob ich das tatsächlich schaffen kann. Die gesunde Einstellung „Spass an der Bewegung“ und einfach mal losstarten und abwarten was so passiert gab mir die Gewissheit dass ich es schaffen kann.
Nie zuvor war ich 7,6 km geschwommen, nie zuvor war ich 360 km Rad gefahren und nie zuvor war ich 84,4 km gelaufen. Am Ende muss sowieso der Kopf und die mentale Stärke entscheiden.

Bei meinem ersten Ultra – Triathlon musste ich wie alle Newcomer in der Szene doch einige sehr schmerzliche Erkenntnisse erfahren. Trotzdem war ein Aufgeben keine Option auch wenn dies immer und immer wieder durch den Kopf ging.
Am Ende schaffte ich nach 26:15 Stunden den Bewerb als 20. Gesamt von 48 gestarteten Sportler.
Doch nun war mein Ehrgeiz geweckt und ich fühlte mich in der Ultratriathlon Szene so richtig wohl. Das ganze Flair und der Zusammenhalt in der überschaubaren Szene war einfach einmalig. Nur wer dies tatsächlich vor Ort miterleben durfte kann sich ein Bild davon machen.

Das war die Geburtsstunde meiner Ultratriathlon-Saison 2015! 

Durch verschiedene gewollte und zufällige Umstände standen schließlich 1 Ironman (Klagenfurt), 3 Double-Ironman (Emsdetten, Velence, Murska-Sobota) und 1 Triple-Ironman am Wettkampfplan für 2015. Erst kurz vorm ersten Bewerb wurde mir klar…das sind in Summe exakt 10 Ironman – Distanzen und kurioserweise lagen genau 10 Wochen zwischen ersten und letzten Bewerb.

Nun hieß es sich auf die langen Distanzen richtig vorzubereiten. Die zahlreichen Erfahrungen meines ersten Double ließ ich nun in meine Vorbereitung einfließen. Ein sehr entscheidender Faktor bei diesen langen Distanzen ist definitiv die Nahrungsaufnahme. Bücher und Studien können viel an theoretischen Knowhow vermitteln doch tatsächlich umsetzen muss man es selber. Deshalb versuchte ich in vielen unzähligen Trainingsstunden meine perfekte Ernährung herauszufiltern.
Viele unzählige kleine Mosaiksteine mussten in den letzten Monaten der Vorbereitung sortiert werden damit ich am Ende der Herausforderung gerecht werden konnte.
Auch organisatorisch waren die Ultra – Triathlons eine interessante Geschichte. Bei jedem Bewerb brauchte man mehrere Betreuer die sich um den Athleten kümmern. Hier ging es um die organisatorische Einteilung, Versorgung mit Essen und Trinken und schlußendlich um die mentale Unterstützung vor Ort. Ohne Betreuer kann man definitiv keinen Ultra – Triathlon ins Ziel bringen!
Hierbei hatte ich das Glück dass mich viele Freunde, vor allem vom TrumerTriTeam, stets begleiteten und mir die bestmögliche Versorgung gewährleisteten.

Startschuss zur Ultratriathlon – Saison 2015 war der 13.06.2015 in Emsdetten (D).
Das Schwimmen erledigte ich wie erwartet in meinem soliden Tempo. Am Rad musste ich allerdings sehr stark mit dem norddeutschen Wind kämpfen, was mir sehr, sehr viel Kraft kostete.
Dies sollte ich beim abschließenden doppelten Marathon so richtig spüren. Etwas gezeichnet von knapp 18 Stunden Sport und vermehrt aufkommender Müdigkeit durfte ich in meine Lieblingsdisziplin Laufen gehen.
Doch die Kraft reichte nur für einen Marathon was mich zu einer längeren Erholungspause zwang. Im Wissen dass wieder so Einiges schief ging und ich nun endlich ins Ziel kommen möchte, beschloss ich den zweiten Marathon etwas schneller anzugehen. Zu diesem Zeitpunkt entscheidet sich alles im Kopf und die mentale Stärke die ein Ultra – Triathlet zweifelsohne haben muss.
Als ich schließlich Runde für Runde im für Ultratriathleten extrem schnellen Tempo abspulte und Platz um Platz gut machte, kam ich in einen richtigen Flow. Voller Freude und Lockerheit beim Laufen überholte ich beim letzten Marathon schließlich noch 12 „Kontrahenten“ und schaffte am Ende nach 28:35 Stunden den 18. Gesamtplatz von 52 Startern.

Zwei Wochen später am 28.06.2015 stand schon der Ironman Austria in Klagenfurt am Programm. Sehr gut erholt und regeneriert freute ich mich auf diesen Bewerb. Schließlich waren wieder viele Kollegen vom TrumerTriTeam nach Kärnten gereist um uns vor Ort anzufeuern.
Der Ausgang des Bewerbes ist kurz erzählt. Schwimmen sehr gut, Rad fahren sehr gut, Laufen sehr bescheiden. Begründet darin da ich meinen Hauptfocus bereits beim nächsten Ultratriathlon – Bewerb hatte und ich deswegen beim Laufen keinesfalls eine muskuläre Diskrepanz riskieren wollte. Schließlich sollte ich lediglich 5 Tage darauf bei der Double – Ironman Weltmeisterschaft in Ungarn wieder fit sein.
Am Ende erreichte ich doch recht locker nach 11:19 Stunden das Ziel in Klagenfurt.

5 Tage nach dem Ironman Klagenfurt kam das erste große Saisonhighlight! Die Double – Ironman Weltmeisterschaft in Velence (HU). Meine erste Weltmeisterschaftsteilnahme war etwas ganz besonderes.
Vor allem weil bei einer WM standesgemäß sehr viele Topathleten am Start standen die sich den Titel krallen wollten.
Bei sehr heißem ungarischem Wetter stürzten wir uns ins Wasser. Der erste Dämpfer kam als ich beim Wasserausstieg auf die Uhr blickte: 3:00 Stunden für 7,6 km Schwimmen sind keine gute Zeit für mich. Allerdings waren wir etwas weiter geschwommen und die Bedingungen ließen alle etwas langsamer werden. Die anfängliche Verwunderung verschwand aber umgehend als ich die Platzierung erfuhr. Ich war 13. Gesamt! Eine unfassbar gute Platzierung für so einen schlechten Schwimmer wie ich.
Am Rad musste ich allerdings wieder ein paar Platzierungen abgeben und ging als 17. von 33 Gestarteten auf die Laufstrecke.
Die beiden abschließenden Marathon konnte ich aber bei sengender Mittagshitze und 37 Grad Celsius richtig gut durchlaufen. Mit der 5.(!) besten Laufzeit aller Starter schob ich mich somit auf den 7. Gesamtrang nach vorne.
Ein nahezu perfekter Wettkampf für mich. Überglücklich realisierte ich erst sehr viel später dass ich es bei einer Triathlon Weltmeisterschaft unter die Top 10 geschafft hatte. Phantastisch.

Doch die Saison sollte nicht zu Ende sein. Drei Wochen später am 24.07.2015 stand schon der Triple Ultra Triathlon in Lensahn (D) am Programm.
Hier galt es 11,4 km Schwimmen, 540 km Rad fahren und 126,6 km Laufen an einem Stück zu bewältigen. Natürlich hatte ich alle drei Distanzen vorher noch nie getestet und war am Start mit sehr vielen Fragen und Ungewissheiten konfrontiert.
Nach kleinen Schwierigkeiten im Wasser stieg ich als 25. von 41 Startern aus dem Wasser. Das Rad fahren war wieder vom, stets vorhandenen Ostseewind geprägt. Doch an diesem Tag sollte ein kräftiger Sturm uns das Leben noch etwas schwerer machen.
In der ersten Nacht waren Sturmböen von bis zu 90 km/h angesagt. Keine sehr nette Angelegenheit weshalb die Pausen in dieser Zeit etwas länger ausfielen.
Mit einer leichten Verbesserung um 3 Plätze gegenüber dem Schwimmen konnte ich schließlich als 22. auf die Laufstrecke gehen.
Die abschließenden 3 Marathons schaffte ich inklusive mehrerer Schlafpausen in 16:41 Stunden. Dies bedeutete die 3.(!!) beste Laufzeit aller Gestarteten. Somit konnte ich mich nach 44:52 Stunden wieder an den 8. Gesamtrang von 41 Startern vorschieben. Die Saison lief perfekt für mich.

Den Abschluss der Ultra – Triathlon Serie hatte ich am 21.08.2015 beim Double – Ironman in Murska-Sobota (SLO). Ganz besonders freute mich dass diesmal auch ein weiteres Mitglied des TTT am Start war. Brüggler Herbert versuchte sein Glück und schaffte auf Anhieb eine sehr gute Platzierung.
Das Schwimmen verlief für mich sehr gut. Nach 2:53 Stunden hatte ich die 7,6 km geschafft und stieg als 15. Gesamt aus dem Wasser.
Nach 16:13 Stunden Rad fahren und der 17. Radzeit schnallte ich als Gesamt 16. meine Laufschuhe an.
Mit der 5. besten Laufzeit von 09:09 Stunden verbesserte ich mich in gewohnter Form auf den 9. Gesamtrang von 34 Startern.

Somit war der Saisonplan von 10 Triathlon Langdistanzen in 10 Wochen zu machen geschafft. Das Wichtigste war mir aber, stets die Grenzen des Möglichen im Auge zu behalten und nie unüberlegt über die Grenzen zu gehen. So war ich nach dieser Serie zwar ein wenig müde und benötigte etwas Regeneration, doch nach ein paar Tagen konnte ich wieder problemlos ins Training einsteigen.

Ganz allgemein sollte den einzelnen Zeiten bei Ultra - Triathlons nicht allzu viel Aufmerksamkeit geschenkt werden. Sie können nur sehr schwer miteinander verglichen werden. Bei Ultra – Triathlon sind die äußeren Bedingungen sehr entscheidend. Wind von nur ein paar km/h mehr, Regen, Kälte oder Hitze können in der Endzeit viele Minuten bzw. Stunden bedeuten.

Abschließend bedanke ich mich bei allen Freunden und Trainingspartner des TTT die stets an meiner Seite waren und mich immer wieder unterstützten. Vor allem natürlich ein ganz großes DANKE an meine Betreuer die auch vor Ort mir die nötige Unterstützung gaben.
Ohne euch hätte ich das alles nie geschafft!!!


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